Othmar Peter Hartmann "Stoizismus"
Wien [ENA] Hat sich Othmar Peter Hartmann (1898-1973) in diesem Bild aus dem Jahr 1973 von der indianischen Kultur inspirieren lassen? Denn das diese, in vieler Hinsicht bewundernswerte Kultur, vor nicht allzu langer Zeit unterging, ist nur ein Symbol mehr für das ewige Werden und Vergehen von Zivilisation.
Auch Hartmann war 1973, als er dieses Aquarell malte, am Ende seines Lebens angelangt. Das muss er wegen seiner Krebserkrankung gewusst haben und so wählte er vielleicht ein Motiv, das seine eigene Vergänglichkeit in einen grösseren Sinnzusammenhang setzte. Gleichzeitig strahlt das Bild eine gewisse stoische Ergebenheit in ein unabwendbares Schicksal aus. Was bleibt ist das Refugium der Musik als Balsam für die Seele. Sogar die zwei Soldaten im Hintergrund, scheinen dem Zauber der Musik erlegen zu sein. Hartmann scheint in dieser äußerst interessanten Bildgestaltung seine Mitte gefunden zu haben. Hier strebt er nicht mehr unruhig nach Erlösung in metaphysischen Welten, sondern hat in der Einfachheit des Seins sich selbst gefunden.
Welches Motiv wäre geeigneter gewesen, als jenes der verlorenen indigenen Völker? Unzählige Stämme, die früher die Weiten des Nord-und Südamerikanischen Kontinents in einem fairen Bündnis mit der Natur für Jahrtausende bewohnten, mussten einer oft grausamen Verstädterung der Welt weichen. Und trotz alldem, trotz der unerhörten Leiden und Zerstörungen, bleibt nur die stoische Annahme seines Schicksals, scheint dieses Bild zu sagen. Seit Zenon von Kition um 300 v. Chr. In einer Säulenhalle, der Stoa, auf dem Marktplatz von Athen seine Philosophie der Selbstbeherrschung, Gelassenheit und Seelenruhe lehrte und daraus ein universelles Prinzip ableitete, ist der Stoizismus ein fester Bestandteil der abendländischen Geistesgeschichtliche.