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"Die Bergpredigt hat mit Moral überhaupt nchts zu tun!"

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Paderborn, 20.11.2022, 22:00 Uhr
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Narzisse während der Schneeschmelze. Sinnbild für die geistige Verwandlung durch die Botschaft Jesu
Narzisse während der Schneeschmelze. Sinnbild für die geistige Verwandlung durch die Botschaft Jesu  Bild: Gernot. www.pixabay.com

Paderborn [ENA] Der Theologe und Psychotherapeut Dr. Eugen Drewermann stellt in seiner 6. Vorlesung im Rahmen der Wintervorlesungsreihe 2022/23 "Matthäus-Evangelium" fest, dass die Bergpredigt mit Moral überhaupt nichts zu tun habe, sondern "eine Therapie an der Menschennot in ihrer Tiefe" sei.

Eugen Drewermann vollführt eine revolutionäre Interpretation des Matthäus-Evangeliums in der gleichnamigen Online-Vorlesungsreihe. In der 6. Vorlesung setzt er sich mit der Deutung der Bergpredigt auseinder und erreicht dabei eine bemerkenswerte Tiefe und Poesie bei seiner psychologisch-philosophisch-existenziellen Betrachtungsweise. Im Folgenden Erscheinen mehrere Auszüge aus seinem anderthalb Stunden langen Vortrag.

"Es hat lange gedauert, bis ich da draufkam, was ich Ihnen jetzt sagen möchte. Die Bergpredigt hat mit Moral überhaupt nichts zu tun! Sie ist nicht ein Katalog von neuen Geboten, die wir in Askese, in besonderer Strenge im Sinne Johannes des Täufers mit asketischer Zucht noch besser halten sollten. [...] Sie ist wie das Medikament, die nötig wäre, um Menschen die leiden an sich selber, ander Welt, an den Anderen, an den Zuständen, dahin zu begleiten, dass sie nicht mehr leiden müssten. Therapeutisch also sind all die Worte zu verstehen, die wir jetzt hören werden. Das ist ein anderes Verständnis, als es in der katholischen Kirche herrscht."

"Matthäus möchte, dass der Berg, von dem diese Predigt den Menschen mitgeteilt wird, so etwas ist, wie die Grundsatzerklärung des Neuen Bundes [sic. in Anlehnung an die Vorstellung des Jeremia] - eine Veränderung in Allem. Gegründet auf nichts Anderem als auf einem Bild von Gott, der nur gütig ist, verzeihend ist, nicht strafend! [...] Von diesem Gott ist jetzt die Rede, von einem befreienden. Meine Sorge, darüber zu Ihnen zu reden, ist wohlbegründet. Ich kann Ihnen nur mitteilen, was ich im Verlauf meines Lebens bis dahin von diesem Text zu begreifen versucht habe, vielleicht sogar vermocht habe, aber es wird immer weitergehn. [...] Es ist eine Begleitung zum inneren Wachsen, zum Reifen, zum gütiger Werden."

Nachzuhören ist die 6. Vorlesung unter https://www.youtube.com/watch?v=S9-iP_jwgco

Die vorherigen Vorlesungen der Reihe zum Matthäus-Evangelium und noch Vieles mehr von Drewerman in seinem youtube-Kanal: https://www.youtube.com/@DrewermannKanal

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