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Ladenschluß schon wieder ein FDP Thema 19.10.2022

Verantwortlicher Autor: Uwe Hildebrandt Berlin, 19.10.2022, 22:16 Uhr
Presse-Ressort von: Uwe Hildebrandt Bericht 7576x gelesen
So leer sehen bald die Passagen aus wenn die Inflation weiter steigt - auch wenn 24 Stunden geöffnet ist
So leer sehen bald die Passagen aus wenn die Inflation weiter steigt - auch wenn 24 Stunden geöffnet ist  Bild: Erich Westendarp / Pixabay.de

Berlin [ENA] Ich kann es kaum glauben: Da haben wir seit Oktober letztes Jahr eine beginnende Energiepreisexplosion, die zuerst die Gaspreise betroffen hat, inzwischen sind alle Energien dank grüner Politik knapp und je nach Anbieter um das 10-fache und mehr gestiegen.

Die Bürger wissen millionenfach nicht mehr wie die Preise noch gestemmt werden sollen, auch das letzte Milliardenpaket der Bundesregierung wird daran nur minimal was ändern, Betriebe aller Arten melden sich und drohen mit Insolvenz, Kurzarbeit, weil insbesondere dort die Energiepreise beim produzierenden Gewerbe ebenso explodieren, aber auch die Wirtschaft, die dem produzierenden Gewerbe Produkte abkaufen muß, wird natürlich zum einen von eigenen Preiserhöhungen in diesem Bereich belastet, dazu kommen noch die Einkaufspreiserhöhungen. Und alles zusammen kann das nicht voll an den Kunden weitergegeben werden, denn die sparen auch immer mehr und vergleichen mit Recht die Preise.

Und da kommt von der FDP eine Ladenöffnungsdebatte in diese Szenerie, wo ich mich frage ob die nicht gerade ganz andere Sorgen haben. Aber gerade die jungen Leute, die die Parteienlandschaft noch nicht lange kennen: Die FDP ist und war noch nie eine Partei der niedrigverdienenden Arbeitnehmern, ist noch nie für Arbeitnehmerrechte eingetreten, und das Thema Ladenschluß kommt bei denen immer mal wieder aus dem Keller geholt, und zwar immer dann, wenn die glauben, man könne das Thema gut mit irgendwelchen Krisen verbinden. Während der blauen Partei heuchlerisch vorgeworfen wird, Krisen auszunutzen um Wähler und Anhänger zu gewinnen, macht das die FDP auf ihre Weise gar nicht anders:

Schon zu Coronazeiten sollten als angeblicher Ausgleich der Ladenschließungen Sonntagsöffnungen über Monate stattfinden, dann waren die 4 Adventssonntage im Gespräch, nicht zuletzt den Kirchen ist es auch zu verdanken, das dieser Blödsinn nicht Realität geworden ist. Aber wie gesagt, die lassen nicht locker. Nicht nur der Vorstoss der FDP Fraktion, an jedem Sonntag in Berlin offene Läden zuzulassen, was natürlich Signale für die gesamte Bundesrepublik hätte, machen die Runde, auch der Geschäftsführer des Handelsverbandes Berlin Brandenburg, Herr Busch Petersen, wundere sich darüber das man sich in diesem Jahrhundert überhaupt noch damit beschäftigen müsse.

Tja, Herr Busch – Petersen und Herr Czaja, müssen Sie doch gar nicht, lassen Sie es doch einfach. Immer die alten falschen scheinheiligen Argumente, die kann keiner mehr hören. Gleiche Chancen wie Onlinehandel, ich kann diesen Scheiss nicht mehr hören. NIEMALS wird der Handel vor Ort die gleichen Chancen haben, weil der Handel die nie umsetzen könnte. Das so eine Argumentation von einem Handelsverbandvertreter kommt, ist traurig genug. Da könnte ich ganz andere Worte finden, die wären wahrscheinlich strafrechtlich relevant. Uneingeschränkte Warenrückgabe, absolute Niedrigpreise, riesige Produktauswahl, das sollte sogar Busch Petersen wissen, aber irgendetwas geht an dem vorbei.

Er hat aber Recht, es ist traurig, sich in diesem Jahrhundert mit diesem Thema befassen zu müssen, das ist schon lange ausdiskutiert, aber manche können sich eben nie einkriegen. Und die dadurch noch größere Wettbewerbsverzerrung scheint ihm auch am Arsch vorbei zu gehen. Ich habe natürlich Herrn Czaja darauf eine persönliche Email geschrieben. Seine Antwort vom 14.09.2022 (gekürzt um den Genderquatsch): Sehr geehrte Frau Ruthmann, vielen Dank für Ihr Schreiben und dass Sie sich mit dem Thema Ladenöffnungszeiten auseinandersetzen. Es ist falsch, anzunehmen, dass wir irgendwann vorschreiben wollen, wann der eigene Laden zu öffnen ist oder nicht.

Genau um das Gegenteil geht es uns. Wir wollen die staatlich gemachten Vorschriften zurückfahren, die Entscheidung selbst, ob geöffnet wird oder nicht, liegt weiterhin bei den Eigentümern. Jeder soll die Freiheit haben, sein Geschäft zu öffnen, wann es ihm sinnvoll erscheint. Das schließt natürlich auch die Freiheit ein, das Geschäft nicht zu öffnen, wenn es einem nicht sinnvoll vorkommt. Ob jemand seinen Laden an einem Sonntag aufsperrt oder nicht, soll ganz allein Entscheidung der Unternehmer sein. Klingt ja schön, die Antwort, und das Wort Freiheit, das seine Partei ja immer nach aussen verkörpern will, kommt auch mehrfach als Worthülse vor.

Leider ist seine Ausführung realitätsfremd. Und das kann ich mal stichhaltig begründen. Und anders als er an gleich zwei ECHTEN praktischen Beispielen. Hier in Göttingen gibt es einen Einkaufscenter, KaufPark genannt. Darin befinden sich in 2 großen Gebäudekomplexen diverse kleine und wenige große Einkaufsmärkte wie Kaufland. Schon als der KaufPark bis 20 Uhr geöffnet hatte, haben einige kleinere Läden Probleme und auftauchende Fragen gehabt wegen der lohnenden Zeit und Kostenstruktur, die bei kleinen Läden natürlich ganz anders reinhaut als bei großen Läden. Letztlich waren alle GEZWUNGEN, die längere Ladenöffnungszeit mitzugehen. Von wegen Freiheit und Selbstentscheidung.

Beispiel 2: Einkaufszentrum am Lutteranger. Hier sind ebenfalls viele kleine Geschäfte angesiedelt, aber auch mit Media Markt und (früher) real.- 2 große Mitspieler. Wenn die 2x im Jahr anstehenden Sonntagsöffnungen anstanden, hörte ich immer von manchen Geschäftsführern: Ja, wenn der und der am Sonntag öffnet, muß ich mitmachen. Sonst verliere ich Kunden und ich habe schon Stimmen gehört, die gesagt haben, ich hätte das wohl mit meinem Geschäft nicht notwendig. Auch hier Freiwilligkeit Fehlanzeige, nur dummes Gerede. Jetzt wo real.- pleite und wenig ist, übrigens auch im KaufPark, sieht die Lage ganz anders aus: Viele Geschäfte, auch der Media Markt, machen die Sonntagsöffnungen nicht mehr mit.

Es rechnet sich selbst für solche Großunternehmen nicht mehr. Warum also an den Ladenöffnungszeiten rumbasteln, wenn gar kein Bedarf besteht ? Glaubt nur ein Leser, Czaja oder Busch Petersen, das durch längere Öffnungszeiten, die mehr Kosten als Gewinn bringen, die Produkte billiger machen oder gleich bleiben ? Nein, die Preise werden weiter erhöht. Das Ganze ist eine reine Symboldebatte ohne Sinn und Verstand. Im übrigen steht dieser ganzen Aktion zum Glück ein Bundesverfassungsurteil aus dem Jahr 2009 entgegen, damit solche Personen nicht gegen die Interessen der MEHRHEIT irgendwelche Vorhaben durchpeitschen.

Denn nur mal nebenbei, der ganze Mist mit Ladenöffnungszeiten Wochentags länger als 18.30 Uhr und Samstags länger als 14.00 Uhr haben wir maßgeblich der FDP, Namens Günther Rexrodt, zu verdanken. Solche Leute dürfen nicht wieder das Sagen bekommen. Und jetzt nochmal an die Adresse des Vertreters vom Handelsverband, Herr Busch – Petersen. Ihnen dürfte doch nicht entgangen sein, daß viele Discounter und Einzelhandelsketten dazu übergegangen sind, die Ladenöffnungszeiten ab 1. November 2022 zu verkürzen. Der Hauptgrund liegt in den exorbitanten Energiepreisen, die regierungsverantwortlich gemacht sind, Baerbock und Habeck lassen maßgeblich grüßen.

Aldi wollte wohl erst im Bereich Norddeutschland flächendeckend die Läden eher schließen, jetzt sieht es so aus als ob die gesamte Bundesrepublik betroffen ist. Zuvor hatten schon einige REWE und EDEKA – Betriebe, die von selbstständigen Kaufleuten geführt werden, Öffnungszeiten verkürzt. Das zum Thema Liberalisierung bzw. totale Freigabe der Ladenöffnungszeiten, aber wenn man politisch wie die FDP ins Abseits gerät, muß man eben mit alteingebackenen Themen wieder Aufsehen erregen. Zum Glück ohne Erfolg.

Galeria Kaufhof mit ihren Rolltreppenabschaltungen
Galeria Kaufhof mit ihren Rolltreppenabschaltungen
Von ELOGICO - Eine Marke der ENSTROGA AG
Von ELOGICO - Eine Marke der ENSTROGA AG

Und wenn dann schon diese Herren über Ladenschlußveränderungen reden, dann sollten die sich mal die Reaktionen von Geschäftsketten ansehen, da werden Rolltreppen wegen hoher Strompreise abgestellt oder Stromanbieter wollen Kunden ködern mit Preisen um die 3 Euro für eine Kilowattstunde. In welcher Welt leben wir eigentlich ?

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