Georgiens Nationalballett Sukhishvili in Deutschland 2023
Hannover [ENA] Eine Ballettvorstellung, auch wenn von einem Nationalballett, das ist eigentlich nichts für mich, deshalb habe ich gezögert, diese Veranstaltung zu besuchen. Ich habe da so meine Vorstellungen, was ich zu sehen bekomme, und damit verbinde ich so gewisse Attribute.
Man sollte aber nie etwas in eine Veranstaltung hineininterpretieren, die man noch nicht gesehen hat. Also habe ich mich am Freitag Abend aufgemacht auf den mittelweiten Weg von Göttingen nach Hannover um im Aegi Theater das Nationalballett Georgiens mit dem Namen SUKHISHVILI zu sehen. Beginn war um 19.00 Uhr. Und ich bin ehrlich, ich hatte mir schon die Rückfahrt ausgemalt, die ich zur ersten Pause eventuell antreten wollte, wenn es mir nicht gefiele. Wie dumm von mir. Denn schon in den ersten Minuten durfte ich erfahren, das es rein gar nichts mit irgendeinem klassischen Ballett zu tun hatte.
Ich war von der ersten bis zur (fast)letzten Minute total begeistert, was mir und den vielen Zuschauern – das Theater war fast ausverkauft – geboten wurde. Was das gesamte 70 köpfige Ensemble an diesem Abend dem Publikum zeigte, war wirklich einmalig für mich und sicherlich auch für viele, die dabei waren. Eine von Beginn an ja ich möchte sagen zünftige Show, rasante Show, dann wieder einfühlsame Momente mit tollen prächtigen Kostümen, die in jeder Darbietung wechselten und die unterschiedlichen Zeiten und Gebiete von Georgien zeigten. Tänze, Kämpfe mit Langdolch und Schild, Formationsballett allererster Güte, einmal langsam und anmutig, dann mit großer Geschwindigkeit.
Die Kunststücke auf spitzen Zehen, Drehungen in ebendieser Pose über die ganze Bühne hinweg wo ich mich gefragt habe, wie lange würde ich das auf den Zehen mit den Drehungen aushalten – 1 oder 2 Sekunden ? Das gesamte Programm war extrem abwechselnd und es ging Schlag auf Schlag, keine langen Pausen, immer wieder neue Kostüme, tolle Lichteffekte zu jeder Darbietung, dazu von der 8 Musiker Band, so möchte ich sie mal nennen, eine richtig gute Musik, wo ich mich hinterher gefragt habe, warum nicht eine CD davon angeboten worden ist auf dem Merchandise Stand. Fast alle Darbietungen der Männer wurden mit einer ich sage mal laienhaft Perücke aufgeführt, mal schwarz mal weiß, entfernt ähnelnd an die Kopfbedeckung der Garde in London.
Wenn man sich die Hälfte der Höhe wegdenkt und dafür die Haare viel flippiger sieht. Nach 45 Minuten war eine kurze Pause um dann noch einmal eine gute Stunde Programm auf die Bühne zu bringen. Und jeder im Saal merkte es, jeder wurde ergriffen: Je länger die Show dauerte, desto mehr machte das Publikum mit: Zuerst saßen alle auf den Plätzen und klatschten hier und da, später wurde öfters rhythmisch mit der Musik mitgeklatscht, zum Schluß gab es Standing Ovations für das ganze Team aus Georgien. Nur allzu berechtigt, denn die hatten währender der fast 2 Stunden alles gegeben und wer genau hinsah, konnte erkennen, das manche Balletttänzer doch mal froh waren, kurz einen Spalier oder Kreis bilden zu dürfen.
Also ich kann nur sagen und das sage ich nicht oft nach einem Besuch einer Veranstaltung: Ich würde die Veranstaltung, käme sie noch einmal in die Nähe meines Wohnortes, nochmals besuchen. Weil´s einfach dazugehört, möchte ich noch ein paar Wörter zu dem Merchandise Stand loswerden. Dieser war hinter dem Eingang aufgebaut und dann doch ein wenig klein geraten: Ein Tisch mit dem Programmheft, das sich leider als Programmheft des letzten Jahres herausstellte, weil die Tourdaten von 2022 eingedruckt waren, 2 Bildpostkarten, eine Visitenkarte, dazu ein in einer Scheide steckender verzierter Dolch und die beiden in der Show verwendeten Perücken, die zwischen 50 – 70 Euro lagen.
Der Dolch mit Scheide schlug mit 80 Euro zu Buche, den ich mir sogar gekauft hätte, wenn so eine Art Zertifikat dabei gewesen wäre das es sich um ein Originalgegenstand vom Georgischen Nationalballett handeln würde. Okay, keiner muß was kaufen. Soweit mein Eindruck und Einlassung zu der tollen Veranstaltung. Noch ein paar Fakten zu den Tänzen und Showelementen, damit sie auch ein wenig Georgisch lernen können: Begonnen hat alles mit dem DSCHUTA, dem Pferdedieb Tanz (Pferde waren nicht auf der Bühne, die waren eben schon geklaut), mein beschriebener langsamer Tanz war der KARTOULI, der Romantiktanz, für Freunde der Langdolch – Schwertkämpfer: Das war ein Kriegstanz, der CHORUMI, und hier speziell noch ein Tanz der Damen.
Genau gesagt der 3 Grazien, der SAMAYA, und für Freunde der Geschwindigkeit gab es den ZDO, der männliche Tanz der Ausdauer. Ich will ja nicht alles verraten, schauen sie sich einfach die Show an, denn noch gibt es in Deutschland Gelegenheit dazu. Die Orte mit Lokalität und Zeit finden sie als Bild links neben dem Text. Dazu können sie alle weiteren Infos und auch einen Ticketlink auf der Webseite finden: https://www.sukhishvili.net/de . So, jetzt wissen sie alles, um noch schnell ihre Tickets zu buchen. Lassen sie sich das nicht entgehen, das ist ein echter Insidertipp von mir. Viel Spaß.