Donnerstag, 13.11.2025 00:33 Uhr

Putin: Russland will keinen Krieg mit der NATO

Verantwortlicher Autor: Sergej Perelman Sotschi, 03.10.2025, 10:27 Uhr
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Putin bei der Plenarsitzung des X. Forums für ostasiatische Wirtschaftsbeziehungen. Foto: Александр Вильф, РИА «Новости»

Sotschi [ENA] Während seiner Ansprache bei der Plenarsitzung des Internationalen Diskussionsclubs 'Waldai' am 02.10.2025 warf der russische Präsident Wladimir Putin der politischen Elite Europas vor, Russland grundlos als Feind aufzubauen und immer größere Hysterie zu schüren. "'Ein Krieg mit den Russen stehe kurz bevor' - dieser Unsinn, dieses Mantra wird immer wieder wiederholt", kommentierte Putin westliche Narrative.

Wladimir Putin nahm am 2. Oktober 2025 in Sotschi (Russische Föderation) an der Plenarsitzung der XXII. Jahrestagung des Internationalen Diskussionsclubs „Waldaï“ mit einer Rede und einer Fragerunde teil. Das Thema der diesjährigen Sitzung lautete „Eine polyzentrische Welt - eine Gebrauchsanweisung“. Unten folgt ein kleiner Auszug aus seiner Rede. Die Übersetzung ins Deutsche fertigte der Autor des vorliegenden Artikels an. Den vollständigen Originaltext und die englische Übersetzung von Putins Rede samt der Videoaufzeichnung derselben finden Sie hier: http://kremlin.ru/events/president/news/78134

"Blockartige Verhaltensweisen, die bewusst auf Konfrontation ausgerichtet sind, sind heute zweifellos ein Anachronismus, der keinen Sinn mehr macht. Wir sehen zum Beispiel, mit welchem Eifer unsere europäischen Nachbarn versuchen, die Risse im Gebäude Europas zu flicken und zu verputzen. Sie wollen jedoch die Spaltung und die ins Wanken geratene Einheit, mit der sie sich zuvor so brüsteten, nicht durch eine effektive Lösung der innerpolitischen Probleme überwinden, sondern durch Aufbauschung und Stärkung eines Feindbildes."

"Das ist eine alte Methode, aber der springende Punkt ist, dass die Menschen in diesen Ländern alles sehen und verstehen. Deshalb gehen sie trotz der von mir bereits angesprochenen Suggestion einer angespannten Lage im Außen und der Suche nach einem Feind auf die Straße. Dabei rekonstruieren sie einen gewohnten Feind, schon vor Jahrhunderten erdacht – Russland. Die meisten Menschen in Europa können nicht verstehen, warum sie so viel Angst vor Russland haben sollen, dass sie, um sich Russland entgegenzustellen, immer mehr den Gürtel enger schnallen und ihre eigenen Interessen vergessen, sie einfach aufgeben müssen, und eine Politik hinnehmen müssen, die ihnen eindeutig schadet."

"Aber die herrschenden Eliten des vereinten Europas schüren weiterhin Hysterie. 'Ein Krieg mit den Russen stehe kurz bevor' - dieser Unsinn, dieses Mantra wird immer wieder wiederholt."

"Ich sage Ihnen ehrlich, manchmal schaue ich mir an, was sie wie sagen, und denke: 'Das können sie doch nie im Leben glauben. Sie können doch nicht glauben, was sie sagen – dass Russland die NATO angreifen will. Das zu glauben ist unmöglich.' Aber sie sind dabei, ihre eigene Bevölkerung davon zu überzeugen. Was sind das also für Menschen? Entweder sind sie sehr inkompetent, wenn sie das wirklich glauben, denn es ist unmöglich, diesen Unsinn zu glauben, oder sie sind einfach nicht anständig, weil sie selbst nicht daran glauben, aber versuchen, ihre Bürger davon zu überzeugen. Welche anderen Möglichkeiten gibt es denn noch?"

"Ehrlich gesagt, möchte man sagen: Beruhigt euch, schlaft ruhig, kümmert euch endlich um eure eigenen Probleme. Schaut euch an, was auf den Straßen europäischer Städte passiert, was mit der Wirtschaft, der Industrie, der europäischen Kultur und Identität geschieht; mit den riesigen Schulden und der wachsenden Krise der Sozialversicherungssysteme, der außer Kontrolle geratenen Migration, der Zunahme von Gewalt, einschließlich politischer Gewalt, der Radikalisierung linker, ultraliberalen, rassistischen Randgruppen."

"Beachten Sie, wie Europa an den Rand des globalen Wettbewerbs abrutscht. Wir wissen sehr gut, dass alle Bedrohungsszenarien von aggressiven Plänen Russlands, mit denen Europa sich selbst einschüchtert, aus der Luft gegriffen sind, wie ich gerade gesagt habe. Aber Selbstsuggestion ist eine gefährliche Sache. Und wir können einfach nicht ignorieren, was geschieht, wir haben kein Recht dazu, die Gewährleistung unserer eigenen Sicherheit außer Acht zu lassen, ich wiederhole: unserer Verteidigung und Sicherheit."

"Deshalb beobachten wir aufmerksam die zunehmende Militarisierung Europas. Sind das nur Worte, oder ist es Zeit, Gegenmaßnahmen zu ergreifen? Wir hören, und Sie wissen das, dass beispielsweise die Bundesrepublik Deutschland davon spricht, dass die deutsche Armee wieder die mächtigste in Europa werden soll. Nun gut, wir hören aufmerksam zu und schauen, was damit gemeint ist."

"Ich denke, niemand zweifelt daran, dass Russlands Gegenmaßnahmen nicht lange auf sich warten lassen werden. Die Antwort auf die Bedrohungen wird, gelinde gesagt, sehr überzeugend sein - wichtig zu betonen ist: die Antwort! Wir selbst haben niemals eine militärische Konfrontation initiiert. Sie ist sinnlos, unnötig und einfach absurd, sie lenkt von den wirklichen Problemen und Herausforderungen ab. Und früher oder später werden die Gesellschaften ihre Führer dafür zur Rechenschaft ziehen, dass ihre Hoffnungen, Erwartungen und Bedürfnisse von den Eliten ihrer Länder ignoriert werden."

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